geschrieben von N. Zwanzig am 18.10.2016
Wie in jedem Jahr kommt es diesen Herbst wieder zum Duell um
die Krone im Konsolenfußball. Die beiden Kontrahenten heißen FIFA und Pro
Evolution Soccer. Was in den Anfangsjahren der Rivalität noch eher wie David
(PES) gegen Goliath (FIFA) aussah, ist in den letzten Jahren ein spannender
Kampf auf Augenhöhe geworden. Für die Fans ist dieser Fakt natürlich ein
Glücksgriff, da Wettbewerb ja bekanntlich zu Höchstleistungen anstachelt. Mit
dem Stichwort Höchstleistung sind wir auch schon beim Test zu Pro Evolution
Soccer 2017 angelangt. Konami hat wieder Großes vollbracht. Was den neuen
PES-Ableger so grandios macht, lest ihr im Folgenden.
Pimp my PES
Bereits vom Vorgänger waren wir sehr begeistert und die
Skepsis war dementsprechend vorhanden, ob der große Wurf PES 2016 einen würdigen
Nachfolger bekommen würde. Diese Frage kann jetzt nur mit einem großen JA
beantwortet werden. Die Entwickler haben auf dem soliden Fundament aufgebaut
und an den richtigen Stellen kleine Verbesserungen vorgenommen, um dem Spieler
das nahezu perfekte Erlebnis des virtuellen Kicks zu servieren.
Durch strategische Allianzen mit europäischen Top-Clubs wie
dem FC Barcelona, dessen Stars das diesjährige Cover zieren, dem FC Liverpool
und Borussia Dortmund, konnte die Marke PES an Strahlkraft und Reichweite
zulegen. Auch in Südamerika konnten Partner gewonnen werden, die
brasilianische Liga ist nun komplett lizensiert im Spiel enthalten sowie Deals mit
den Traditions-Teams River Plate, Corinthians und Flamengo wurden
abgeschlossen.
Diese wichtigen Kooperationen haben aber leider auch
zufolge, dass einige Lizenzen nicht mehr an Bord sind. So kicken in der
englischen und spanischen Liga nun wieder Fantasie-Mannschaften wie "Man Red" und "MD White"
anstatt Manchester United und Real Madrid. Für viele Fans stellt dies einen
empfindlichen Dämpfer dar, wo doch Lizenzen immer der größte Schwachpunkt der
Reihe im Vergleich zu FIFA war. Doch Konami hat ein Mittel dagegen gefunden.
Mit dem verbesserten Edit-Modus ist es nun kinderleicht, modifizierte Files der
großen Community ins Spiel zu importieren. So kommen sogar Bundesliga-Fans in
den Genuss ihrer Mannschaften, obwohl die Lizenz weiter exklusiv bei EA bleibt.
Dies funktioniert allerdings nur auf Playstation 4.
Außen Hui, Innen Halleluja
Doch kommen wir zum wichtigsten Teil einer
Fußball-Simulation: Dem Geschehen auf dem Platz. Hier spielt Pro Evolution
Soccer 2017 seine ganze Stärke aus. Spieler sehen dank der hauseigenen
Fox-Engine klasse aus und bewegen sich wie ihre realen Vorbilder. So kann man
von oben sofort den Unterschied zwischen dem unglaublich schnellen Aubameyang,
dem physisch starken Ibrahimovic oder
dem filigranen Özil erkennen und die unterschiedlichen Charakter der Akteure
kommen durch eine Vielzahl neuer und einzigartiger Animationen wunderbar zur
Geltung. Kleinere optische Verbesserungen wie hochgeschleuderter Rasen,
sichtbarer Atem bei Kälte oder Spuren des Freistoßsprays tragen zur
verbesserten Atmosphäre bei.
Während des Spiels fällt auf, dass die Spielgeschwindigkeit
gegenüber PES 2016 leicht reduziert wurde, was sich sehr realistisch anfühlt. Das
kommt vor allem der Übersicht zu Gute, die auch bitter nötig ist, da es nun
deutlich schwerer ist, gegnerische Verteidigungen zu knacken. Grund dafür ist
die verbesserte Defensiv-KI, von der auch eure eigene Verteidigung profitiert.
Hinzugekommen sind ebenfalls neue Taktik-Optionen, die euch mehr Möglichkeiten
in der Spielgestaltung geben. So könnt ihr bei ruhenden Bällen verschiedene
Verhaltensmuster auswählen und eure Mitspieler verhalten sich dann
dementsprechend
Auch an den oft gescholtenen Torhütern wurde gefeilt. Die
besten Vertreter ihrer Zunft, wie zum Beispiel Manuel Neuer oder David de Gea,
machen Stürmern mit ihren schnellen Reflexen und glanzvollen Paraden das Leben
schwer. Außerdem sind die Keeper bei schwachen
Bällen nun weniger fehleranfällig und halten diese fest, anstatt sie nach vorn abprallen zu lassen. Nach
wie vor überragend ist die Ballphysik. Pässe und Schüsse fühlen sich kraftvoll
und realistisch an. Insbesondere Distanzschüsse und Volleys sind herrlich
wuchtig und machen Freude, wenn sie erfolgreich sind.
Schiedsrichter sind nicht mehr so kleinlich und lassen mehr
Aktionen durchgehen, was sich positiv auf den Spielfluss auswirkt. Ein wenig
strenger könnten sie jedoch beim Thema Sperren sein. Ansonsten sind die
Offiziellen zwar nicht perfekt, aber schwerwiegende Fehlentscheidungen oder
nicht nachvollziehbare Strafen treten nicht auf. Ein Sorgenkind bleibt weiterhin
der deutsche Kommentar. Zwar sind Marco Hagemann und Hansi Küpper zwei
sympathische Zeitgenossen und gute TV-Kommentatoren, im Spiel wirken sie
leider oft zu nüchtern und wiederholen sich oft. Die englischen Kollegen sind
da um einiges energischer.
In Sachen Modi bleibt alles beim Alten. Meister Liga, myClub,
Wettbewerbe, schnelles Match, Training, Online und Become a legend sind bekannt
und bewährt. PES konzentriert sich ganz auf den Fußball und den bekommt man
auch geliefert. Online Matches laufen erstaunlich flüssig und stabil. Konami
scheint die Serverprobleme der Vergangenheit langsam in den Griff zu bekommen.
Leider sind die Online-Matches regional beschränkt. Partien gegen Spieler von
anderen Kontinenten sind also nicht möglich. Dieser Fakt sollte aber für die meisten
Fans verzeihlich sein.
Follow @Gameathlet