American Football fristete in Deutschland lange Zeit das
Dasein einer Nischensportart. Seit ein paar Jahren jedoch erlebt der US-Sport
allmählich einen Aufwind. Immer mehr Menschen sind fasziniert vom
"Rasenschach mit Kühlschränken" und dem "Kampf um das Ei",
wie Football schon ironisch betitelt wurde. Das Spiel bietet Taktik, Athletik,
Spannung und eindeutige Entscheidungen. Ein langweiliges 0:0 wie man es
manchmal beim Fußball erlebt, gibt es nicht. Seit es die National Football
League, kurz NFL, auch im deutschen Free TV zu sehen gibt und man die Spiele via
Stream verfolgen kann, kommen stetig neue Fans hinzu.
Wer sich ein wenig in das komplexe Regelwerk
hineingearbeitet und die Grundlagen des
Spiels verinnerlicht hat, kann sich auch virtuell ins Getümmel auf dem Platz
stürzen und versuchen, sein Team zum Sieg zu führen. Seit 2005 hat EA die
NFL-Lizenz exklusiv und somit bleibt für Football-Freunde nur der Griff zur
Madden-Serie. Wie sich "Madden NFL 17" im Vergleich zum Vorjahr schlägt und was sich geändert hat, erfahrt ihr in unserem Test.
Laufen, Laufen, Laufen
Auffälligste Neuerung in diesem Jahr ist das überarbeitete
Running Game. Gebt ihr eurem Runningback den Ball, könnt ihr während des Laufs
verschiedene Moves ausführen, die euch das Spiel per Tasteneinblendung
vorschlägt. Wer den richtigen Button mit Timing erwischt, kann zusätzliche
Yards herausholen und den Verteidiger mit Finten ins Leere laufen lassen. Diese
Fokussierung auf das Laufspiel bringt Abwechslung in die Offensive, wo man doch
mittlerweile das Passen aus der NFL als erste Wahl gewohnt ist. Voraussetzung
hierfür ist natürlich, dass euer Team an den entscheidenden Positionen gut
besetzt ist.
Mit dem neuen Feature ist ein gut ausbalanciertes
Angriffsspiel möglich, welches vom Gegner nicht so leicht vorherzusehen ist. Fühlten
sich im Vorgänger alle Teams bezüglich der Running Offense ungefähr gleich an,
merkt man in "Madden NFL 17" sofort, ob ein Team für lange Läufe
geeignet ist oder nicht. Spielt man zum Beispiel mit den Minnesota Vikings oder
den Tennessee Titans, sind Big Plays öfter möglich, da beide Mannschaften
sowohl einen guten Runningback als auch eine gute O-Line besitzen. Hat man
jedoch die Seattle Seahawks gewählt, wird ein solides Laufspiel schon
schwieriger. Obwohl sie eines der Teams mit der höchsten Wertung sind, zählen
die Line-Spieler nicht zu den Verlässlichsten und nach dem Karriere-Ende von
Marshawn Lynch ist auch die RB-Position nicht mit einem Star besetzt, was dazu
führt, dass man von der Verteidigung des Gegners stark unter Druck gesetzt wird
und Laufspielzüge oft ein schnelles Ende finden.
Glanz in den Augen, Dreck in den Ohren
Doch nicht jede Neuerung fällt gleich so positiv aus. Nach
Jahren mit Jim Nantz und Phil Simms als Kommentatoren-Duo, entschied man sich
für neues Personal am Mikrofon. Mit Brandon Gaudin und Charles Davis übernehmen nun
zwei weniger prominente Figuren die Analyse der Spiele. Entgegen der
Ankündigungen sind die zwei Reporter jedoch nicht wirklich dynamischer und
witziger im Umgang miteinander und wiederholen sich relativ schnell, was die
ansonsten grandiose Präsentation ein wenig schmälert. Optisch macht Madden
wieder alle s richtig. Sämtliche Aspekte der realen TV-Übertragungen wurden
berücksichtigt und die Atmosphäre ist dank authentischer Grafiken, Kamerafahrten,
Highlights und Details großartig.
In Sachen Spiel-Modi hat sich wenig getan, getreu dem Motto
"never change a winning team".
Populäre Varianten wie Ultimate Team und Draft Champions kommen in weiten
Teilen ohne signifikante Veränderungen aus und werden auch in diesem Jahr die
Fans glücklich machen. Am Kernmodus "Franchise" wurde hingegen
einiges verbessert. So kann man die Saisonspiele, wenn man denn möchte, nun
deutlich schneller hinter sich bringen dank "Play the moment". Hier
greift ihr nur in spielentscheidenden Situationen aktiv ins Geschehen ein,
während der Rest des Spiels simuliert wird. Man kann sich somit noch stärker
auf die Management-Funktionen konzentrieren, die kaum Wünsche offen lassen. Vom
Training, Scouting und Spieler-Entwicklung zu Vertragsverhandlungen und
Transfers habt ihr stets die volle Kontrolle über die Geschicke eurer
Mannschaft.
Fazit
EA hat auf die Community gehört und an den richtigen
Stellschrauben gedreht. "Madden NFL 17" fühlt sich besser denn je an
und bietet genügend Umfang, um das ganze Jahr beschäftigt zu sein. Der
überarbeitete Franchise-Mode ist noch dynamischer und die neuen
Gameplay-Features sorgen für mehr Abwechslung und Realismus. Bis auf den leicht
faden Kommentar ein klarer Touchdown und somit Kaufempfehlung für alle NFL-Fans!
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