geschrieben von N. Kutra am 17.10.2014
Nichts für Angsthasen
Wenn man an Horrorfilme denkt, kommt einem früher oder später die
Alien-Serie von Ridley Scott in den Sinn. Erst Anfang 2013 kam mit Aliens: Colonial Marines
eine Spielumsetzung auf den Markt, die sich einen Film der Serie zum
Vorbild nahm. Allerdings konnte der Titel nicht richtig überzeugen.
Veraltete Technik und eingestaubtes Gameplay verhalfen dem Spiel nur zu
mittelmäßigen bis schlechten Wertungen. Vielleicht war der Ansatz aus
dem Horrorfilm einen Shooter zu machen falsch. Also gehen die Entwickler
hinter dem neuesten Alien-Spiel einen neuen Weg. Alien: Isolation ist kein Ego-Shooter sondern ein Horrorspiel wie es im Buche steht
Im Spiel schlüpft ihr in die Rolle von Amanda Ripley, die Informationen
bekommt, dass ihre Mutter noch am Leben sei. Im Jahr 2137 haben die
Menschen das All bevölkert und Reisen mit Raumschiffen sind zum Alltag
geworden. Ihre Mutter soll sich mit ihrem Schiff auf der Raumstation
Sevastopol befinden. Also macht sich Amanda mit einer kleinen Besatzung
auf den Weg zu der Station. Beim Versuch an die Station anzudocken, gibt
es allerdings einen Unfall und Amanda wird von ihren Kollegen getrennt.
Sie rettet sich in die Station doch dort erwartet sie keine Hilfe.
Sevastopol wirkt vielmehr menschenleer. Alles ist verwüstet und Leichen
versperren den Weg. Was ist hier passiert?
Innerhalb der ersten Spielstunde erfahrt ihr, was hier los ist. Ein
Alien macht die Raumstation unsicher. Das Lebewesen der Gattung
Xenomorph streunt durch die Station und jagt alle Überlebenden. Eure
Aufgabe ist es also einfach zu überleben, denn ihr könnt dauernd dem
Alien begegnen und das zeitliche segnen. Die Herausforderung bei Alien: Isolation
ist, dass ihr den Xenomorph nicht besiegen könnt und das wisst ihr
auch. Egal ob ihr Schusswaffen oder gar einen Flammenwerfer dabei habt.
Dem Alien verursacht das nichtmal einen Kratzer und bevor ihr den
zweiten Schuss abgeben könnt, landet ihr auch schon im Magen der
Kreatur.
Aber das Alien ist nicht das einzige Problem auf der Raumstation. Einige
Überlebende oder Androiden sind vielleicht sogar noch schlimmer.
Niemand vertraut auf der Sevastopol anderen Menschen und so heißt es
auch hier schleichen und möglichst nicht entdeckt werden. Im Vergleich
zum Alien könnt ihr es mit den nötigen Waffen durchaus mit menschlichen
Gegnern aufnehmen. Allerdings verzichtet Alien: Isolation
glücklicherweise auf großartige Schusswechsel oder Kämpfe. Das hat(tte)
man in anderen Action-Shooter-Spielen ja ohnehin genug (oder im
erwähnten Aliens: Colonial Marines). Alien: Isolation
will die Atmosphäre durch Ruhe und klug platzierte Schreckmomente
aufbauen. Das gelingt auch mehr als gut. Solltet ihr in Call of
Duty-Manier losstürmen, segnet ihr schnell das Zeitliche. Ein
feindlicher Schuss auf euch und es heißt meistens schon “Game Over”.
Genauso schnell ist das Spiel natürlich vorbei, wenn ihr auf das Alien
trefft. Hat es euch entdeckt, gibt es nur schwer eine Möglichkeit zu
fliehen. Leider sind die Checkpoints oft weit auseinander und so müsst
ihr oft längere Passagen erneut spielen. Speichern könnt ihr auch nur an
vorgesehenen Speicherstationen. Hier müsst ihr aber auch aufpassen,
dass euch kein Feind oder gar das Alien angreift, da ihr während des
Speichervorgangs nicht unverwundbar seid und der Vorgang absichtlich
einige Sekunden dauert. So ist der Nervenkitzel auch hier nicht vorbei,
allerdings werdet ihr natürlich im schlimmsten Fall während des
Speicherns überrascht und gelangt nochmal weit zum letzten Checkpoint
zurück (vorausgesetzt ihr habt dort überhaupt gespeichert).
Am besten kommt ihr in den Missionen voran, indem ihr euch schleichend
und mit offenen Augen und spitzen Ohren durch die Levels bewegt. Beginnt
ihr zu Rennen, ist das schon fast das sichere Ende für Amanda. Das
Alien folgt einer unvorhersehbaren künstlichen Intelligenz. Ihr könnt
also nie genau wissen, wo das Alien ist bzw. wo es sich als nächstes
hinbegeben wird und wie es sich verhalten wird. Das macht auch
gewissermaßen den Reiz des Spiels aus, da ihr nie wirklich dazulernen
könnt, wie ihr die Mission nun gestaltet. Andererseits kann das aber
manchmal auch demotivieren und zu Frust führen, da das Spiel einem zu
keinem Zeitpunkt an die Hand nimmt. Regelmäßige Pixeltode gehören zum
Spiel dazu – egal wie vorsichtig ihr vorgeht. Insgesamt werden euch die
Missionen über 15 Stunden beschäftigen. Das ist eine ordentliche
Spielzeit. Allerdings wirkt das Spiel manchmal ein wenig in die Länge
gezogen.
Grafisch ist Alien: Isolation mehr als solide. Das
ganze Raumschiff ist schick modelliert und macht einen reellen Eindruck.
Natürlich ist die ganze Umgebung ein wenig eintönig aber so sind
Raumschiffe eben, oder? Immerhin gibt es manchmal außerhalb der vier
grauen Wände hübsche Weltallszenerien zu betrachten. Besonders gut
gefallen die Feuereffekte, die beispielsweise aus Flammenwerfern kommen.
Auch sonst gibt es flackernde Lichter und andere schöne Effekte, die
vor allem die düstere Atmosphäre gut unterstreichen. Zu Hochtouren fährt
der Titel technisch aber beim Sound auf. Die Klang-Abmischung ist
hervorragend und vor allem mit guten Kopfhörern entsteht gleich nochmal
ein viel eindringlicheres Spielerlebnis, da ihr so noch viel besser
hören könnt, woher die Geräusche kommen.
Fazit
Alien: Isolation ist ein waschechtes Horror-Survival-Spiel, das vor
allem durch die dichte Atmosphäre überzeugt. Dauernd zu wissen, dass
euch ein unbesiegbares Monster verfolgt, macht das Spiel zu einem
unheimlich intensiven und beklemmenden Erlebnis. Andererseits führt
diese Unberechenbarkeit des überlegenen Gegners teilweise auch zu Frust,
da euch das Spiel nie an die Hand nimmt und teilweise auch richtig
schwer sein kann. Das macht aber auch einen gewissen Reiz aus.
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