geschrieben von N. Zwanzig am 29.03.2014
Good to be bad!
"Man stirbt als Held oder lebt solange, bis man selbst der Böse wird" (The Dark Knight) - So ist es auch mit Gabriel Belmont geschehen, dem Hauptcharakter in Castlevania: Lords of Shadow 2. War er im Vorgänger von 2010 noch der Verfechter des Guten und tragischer Held, der die Fürsten der Schatten besiegte und Satan zurück in die Hölle schickte, so verkörpert er nun Dracula, das personifizierte Böse.
Dieser Fakt hat natürlich schwerwiegende Auswirkungen auf das Setting des Spiels. Während im ersten Teil idyllische Wälder und eine mittelalterliche Umgebung im Vordergrund standen, herrscht nun die düstere Realität. Nach einem jahrhundertelangen Schlaf findet sich Gabriel als geschwächter Fürst der Finsternis in einer modernen Großstadt wieder, die auf den Fundamenten seiner alten Festung errichtet wurde. Die steril anmutenden Areale wollen nicht so recht in das Castlevania-Gefüge passen, da Beton und Asphalt nicht die klassische Umgebung für eine Fantasy-Story sind. Zum Glück unternimmt Dracula aber auch diverse Ausflüge in sein altes Schloss, in dem er durch die Dimensionen reist. Diese Abschnitte sehen grandios aus und die Umgebung ist prächtig modelliert und holt einiges aus der Playstation 3 heraus. Hier kommt echtes Castlevania-Feeling auf. Stimmungsvoll beleuchtete und aufwendig verzierte Räume lassen die imposante Architektur des Palastes wunderbar zur Geltung kommen. Der klasse Orchester-Soundtrack trägt ebenfalls viel zur düsteren Atmosphäre bei.
Auch das Gameplay wurde an bestimmten Stellen einer Frischzellenkur unterzogen. So wurden Sprung- und Kletterpassagen reduziert und vereinfacht. So kann zum Beispiel die Kletter-Route auf Knopfdruck angezeigt werden. Die vielen kniffligen Rätsel des ersten Teils gehören ebenfalls der Vergangenheit an. Neu sind dagegen die Schleichpassagen, in denen sich Gabriel in eine Ratte (!) verwandelt, um unerkannt an zu mächtigen Feinden vorbeizukommen. Diese Abschnitte wirken seltsam deplatziert und hindern den Spielfluss ziemlich. Dracula ist nun mal kein kleiner, ängstlicher Nager. Gewohnt griffig fällt das Kampfsystem aus und bildet so eine der großen Pluspunkte in Castlevania LoS 2. Combos gehen flüssig von der Hand die Bosskämpfe sind klasse inszeniert und jederzeit fordernd, jedoch nie unfair. Zusätzlich hat der Spieler die Möglichkeit, die drei Hauptwaffen durch Upgrades zu verbessern, die durch Einlösen von Erfahrungspunkten erworben werden. So gesellen sich mit ansteigender Spielzeit stetig neue Kombos und Spezialattacken hinzu, mit denen die Angriffe variiert werden können. Wird die Lebensenergie einmal knapp, hat Dracula ein Ass im Ärmel. Als Vampir kann er besiegten Feinden durch eine Art Finisher Blut abzapfen, um sich selbst zu heilen. Dies geschieht mit einem Quicktime-Event, welches aber in den Einstellungen auch deaktiviert werden kann. Eine weitere positive Neuerung ist die frei rotierbare Kamera, die das Geschehen deutlich übersichtlicher darstellt als noch zuvor. Die Levels sind nicht mehr in einzelne Kapitel unterteilt und frei erkundbar. Hiermit wurde ein großer Kritikpunkt des ersten Teils ausgemerzt.
Fazit
Insgesamt macht Castlevania: Lords of Shadow 2 einen guten Eindruck, wenn auch mit einem faden Beigeschmack. Umfang und Story sind gelungen, die Grafik zumindest in den Schloss-Levels ausgezeichnet und das Kampfsystem grandios. Das Zukunfts-Szenario und die Schleicheinlagen machen jedoch vieles wieder kaputt und somit ist LoS 2 ein guter Nachfolger, aber nicht besser. Das soll aber nicht heißen, dass es ein schlechtes Spiel ist, da es trotz genannter Mängel ein solides Action-Adventure bleibt und die Story um Gabriel Belmont würdig beendet.
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