geschrieben von N. Zwanzig am 16.03.2014
Nachts sind alle Katzen grau
"Dunkel war's, der Mond schien helle..."- Dieses Zitat aus dem berühmten
Gedicht eines unbekannten Autors beschreibt das Szenario von Thief in
wenigen Worten. Als Protagonist fungiert Meisterdieb Garrett, den manche
vielleicht noch aus den drei Vorgängern für den PC kennen. Thief (4)
schickt sich nun an, zehn Jahre nach Veröffentlichung des dritten Teils,
der Serie neues Leben einzuhauchen und in der nächsten Generation zu
etablieren.
Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist die nicht näher
benannte "City", einer düsteren, europäisch anmutenden Stadt im
Steampunk-Szenario mit vielen engen Gassen, in deren dunklen Ecken sich
Garrett prima verstecken kann. Das ist auch bitter nötig, da das
Wachpersonal angewiesen ist, jeden Streuner zur Strecke zu bringen, der
nachts durch die Straßen streift. Diese sind meist in der Überzahl und
schwer bewaffnet unterwegs, weshalb Garrett sein Heil lieber im
Schleichen und Verstecken sucht, statt sein Leben in der Konfrontation
aufs Spiel zu setzen. Hierfür stehen dem Meisterdieb verschiedene
Gadgets zur Verfügung, die das Diebesleben leichter machen. Werkzeug
Nummer eins ist der Bogen, der mit unterschiedlicher Munition
ausgestattet werden kann. Lichtquellen können so mit Wasserpfeilen
ausgelöscht oder Schalter aus der Ferne mit betätigt werden. Hohe Dächer
können mithilfe des Seilpfeils erklimmt werden, jedoch nur an dafür
vorgesehenen Punkten. Reguläre Kanten und Vorsprünge erreicht Garrett
mit seinem Kletterhaken, der an den zahlreichen Gittern und Streben der
Stadt zum Einsatz kommt und häufig essentiell für die Flucht vor dem
Feind ist. Kommt es doch zum Kampf, benutzt der Dieb den Haken als
Schlagstock, mit dem er auch Wachen aus dem Hinterhalt ausknocken kann,
um sie danach in einer dunklen Ecke zu verstecken, um keine
Aufmerksamkeit zu erregen.
Keine Aufmerksamkeit zu erregen ist
auch die oberste Regel bei den diversen Diebesaufgaben, die der Spieler
von verschiedenen Auftraggebern bekommt. Ziel ist es, möglichst viel an
wertvoller Beute aus den Häusern reicher Bürger zu entwenden und dabei
Ausschau nach einzigartigen Objekten zu halten, die später in Garretts
Versteck ausgestellt werden. Durch das Sammeln von Dokumenten - wie
Zeitungen und Briefen - erhält man Hintergrundinfos zu den Geschehnissen
in der Stadt, die durch eine geheimnisvolle Seuche namens "Schwermut"
heimgesucht wird. Die Hintergründe dieser Epidemie aufzuklären ist ein
Aspekt der Haupthandlung, die außerdem verlangt, die finsteren
Machenschaften des Barons zu durchkreuzen, der die Stadt mit seiner
Herrschaft terrorisiert. Dieser steht mit dubiosen Experimenten in
Zusammenhang mit einer mysteriösen "Urkraft" in Verbindung, die Garretts
Diebesschülerin Erin scheinbar das Leben kosteten. Diese vielen Rätsel
motivieren zum Weiterspielen, auch wenn nicht alle offenen Fragen am
Schluss beantwortet werden. Fortsetzung folgt?
Thief macht in
Sachen Optik und Inszenierung vieles richtig. Die herrlich finstere
Kulisse wird mit tollen Licht- und Schatteneffekten verziert und schafft
so eine grandiose Atmosphäre. Die City ist schön designt und wirkt
authentisch, jedoch fällt die Orientierung in den verwinkelten Straßen
oft schwer und Levelausgänge müssen teils mühsam gesucht werden. Die
Stadt ist nämlich keine Open World, sondern in einzelne Abschnitte
unterteilt, die jeweils geladen werden. Leider bietet die Minimap keine
Markierungen für die Übergänge, was das Vorankommen unnötig erschwert.
Dies fällt aber kaum ins Gewicht. Anstrengender ist hingegen der
exzessive Gebrauch der Aktionstaste. Diese wird benötigt, um Schalter zu
drücken und spezifische Aktionen auszuführen, was Sinn macht, aber auch
zum Aufsammeln von Diebesgut und dem Öffnen von Schubladen und
Schranktüren. Hat ein Schrank also mehrere Türen und zusätzlich
Schubladen, in denen sich Beute befindet, muss die Taste gefühlt
zwanzigmal hintereinander gedrückt werden, bis alles erledigt ist. Ein
Tastendruck um alles zu nehmen, hätte hier sicherlich auch genügt.
Neben
diesen kleinen Macken gibt es aber kaum etwas zu beanstanden. In Sachen
Anpassungsmöglichkeiten haben die Entwickler wahrlich ins Schwarze
getroffen. Achtzehn (!) Einstellungen stehen alleine für die Anpassungen
der Darstellung zur Verfügung. Wer es gerne schwer hat, schaltet
Fadenkreuz, Questmarker, Lebensanzeige, Minimap und Hinweise einfach ab
und spielt somit auf "Hardcore". Die ganz Harten schalten zusätzliche
Handicaps ein, die keine Speichermöglichkeit bieten oder die Mission
scheitern lassen, wenn der Spieler entdeckt wird oder Schaden nimmt.
Fazit
Thief bietet ein fantastisches Schleich-Abenteuer mit toller Story,
schicker Grafik, atmosphärischem Soundtrack und guter Vertonung. Die
Levels sind abwechslungsreich und bieten alternative Wege zum Ziel. Das
Spiel unterhält gut 21 Stunden und lädt durch die Herausforderungen auch
zum wiederholten Spielen ein. Wer Stealth-Games mag, macht mit Thief
definitiv nichts falsch.
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