geschrieben von N. Zwanzig am 08.03.2014
Dieses berühmte
Zitat aus Rambo III, das mittlerweile echten Kultstatus besitzt, könnte so ähnlich auch auf
Rambo: The Video Game
umgemünzt werden. Was kann es? Nicht besonders viel. Dies beginnt schon
im Hauptmenü, in welchem der Unterpunkt "Missinonsauswahl" zu finden
ist. Kein Scherz. Wie so ein offensichtlicher und eklatanter Fehler es
bis in die finale Version geschafft hat, weiß wohl nur der Vietcong.
Kann
der Rest des Spiels diesen groben Schnitzer wieder ausgleichen? Leider
nicht. Der Spieler bewegt sich in Rambo: The Video Game als extrem
schlecht modellierter John J. Rambo, der seinem Vorbild Sylvester
Stallone nur mit viel Fantasie ansatzweise ähnelt, durch lineare
Schießbuden-Levels, die sich grob an Schlüsselszenen der ersten drei
Teile der Rambo-Filme anlehnen. Hierbei wird lediglich das Fadenkreuz
und nicht der Protagonist gesteuert.
Das Spiel ist demnach ein reinrassiger Rail-Shooter, der aber im Gegensatz zu anderen Genre-Vertretern wie
Time Crisis keinerlei
Spielspaß aufkommen lässt. Dies liegt in erster Linie an der extrem
schlechten Bedienung. Mit dem linken Analogstick hechtet man von Deckung
zu Deckung, während mit dem rechten Stick "gezielt" wird. Dies ist aber
eine derart unpräzise Angelegenheit, dass sich der Frust schnell in
ungeahnte Höhen steigert. Besitzer eines Playstation-Move-Controllers
haben hier einen klaren Vorteil, da das Zielen deutlich genauer erfolgen
kann, als mit dem regulären PS3-Controller. Gerade die späteren
Abschnitte geraten derart unfair, dass es alleine und ohne
Move-Unterstützung kaum möglich ist, nicht am laufenden Band ins Gras zu
beißen. Hier ist ein zweiter Spieler sehr hilfreich. Dieser bekommt
aber keine zusätzliche Spielfigur spendiert, sondern muss sich mit einem
eingeblendeten zweiten Fadenkreuz auf dem Bildschirm begnügen.
Der
bereits angesprochene Schwierigkeitsgrad, der von "Spaziergang" bis
"Unmöglich" alles abdeckt, trägt mit der hoffnungslos veralteten Technik
dazu bei, dass sich einfach keine atmosphärische Stimmung einstellen
will. Man fühlt sich bei solch unscharfen und groben Texturen, hakeligen
Animationen und tausenden geklonter Gegner teilweise zwei
Konsolengenerationen zurückversetzt. Warum eine Installation auf der
Festplatte dafür nötig ist, erschließt sich nicht.
Neben der
Optik, fällt auch der Ton negativ auf. Zwar verwenden die Entwickler
Original Soundschnipsel aus den Filmen, die jedoch so schlecht
abgemischt sind, als wären sie mit einem Handy aufgenommen worden. Auch
der Handlung wird nicht immer treu geblieben. Vielmehr werden hier
Szenen der Trilogie (der Film "John Rambo" findet keine
Berücksichtigung) lose aneinandergereiht und teilweise ohne wirkliche
Verknüpfung und somit für Nicht-Kenner der Filmvorlage völlig
zusammenhangslos präsentiert. Die Episode des ersten Teils wird sogar
völlig verfremdet. Im Spiel rennt Rambo hier Polizisten mordend durch
die Kleinstadt Hope und die angrenzenden Wälder, wo er doch im Original
nur einen Menschen unabsichtlich tötet.
Zwar kann Rambo seine
Gegner auch entwaffnen, dies funktioniert aber nur bei Amerikanern, wie
uns das Spiel in den Tipps während des Ladens belehrt. Ein wirklicher
Sinn ist darin nicht zu erkennen. Die stupide Ballerorgie soll
zwischendurch durch Schleichpassagen, die nur das Ziel haben, in
Quicktime-Events Gegner von hinten mit dem Jagdmesser abzuschlachten
oder sie bei korrektem Timing zu entwaffnen, aufgelockert werden. Rambo
nimmt aber auch in Fahrzeugen, wie einem Kampfhubschrauber Platz. Diese
Abschnitte steuern sich jedoch genauso schlecht, wie die Bodeneinsätze
und werden lediglich durch den unendlichen Vorrat an Raketen
erleichtert.
Die größtenteils nicht oder nur kaum vorhandene KI
wird durch die Massen an Gegnern ausgeglichen, die dem Spieler entgegen
gerannt kommen. Da hilft auch der sogenannte "Wut-Modus" oft nicht
weiter, der nach Aktivierung pro getötetem Widersacher Lebensenergie
wieder auffüllt. Nach ungefähr vier Stunden Spielzeit ist
Rambo: The Video Game dann vorbei und lädt aufgrund genannter Mängel leider keinesfalls zum Wiederspielen ein.
Nur ganz wenige Hardcore-Rambo-Fans bzw. Trashliebhaber werden mit Rambo: The Video Game
Freude haben. Für vierzig Euro bekommt man einen linearen, technisch
hoffnungslos veralteten und schlecht zu bedienenden Rail-Shooter
serviert, der seiner Vorlage in keinster Weise gerecht werden kann. Hier
wurde extrem viel Potential verschenkt. Schade.
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